Einlaßnocke im Eimer?

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Frapi
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Einlaßnocke im Eimer?

Beitrag von Frapi »

Tach Gemeinde,

bei beabsichtigter Ventilspiel-überprüfung habe ich neben der Einlassnockenwelle ein Dings gefunden, dass da scheinbar erst mal nicht hineingehörte und auch nicht mehr gesund aussieht. Bei genauerer Begutachtung stellte sich heraus, dass das der Blindstöpsel ist, der die Nockenwelle auf der rechten Seite verschließt.
1_IMG_20220121_141233795.jpg
Die linke Nockenwelle ist die besagte. Die rechte Welle stammt aus einem vergleichbaren Motor (KLR 650 C Bj 1995-98)
1_IMG_20220114_151451964.jpg
Der Stöpsel ...
1_IMG_20220114_151404512.jpg
Muss mächtig geklappert haben, gehört habe ich aber nichts :nixweiss:

Jetzt dachte ich mir, ignorieren ist wohl nicht so gut, da der Innenraum der Welle ja als Ölkanal genutzt wird; die Schmierung wird also wohl nicht mehr so optimal sein. Laufspuren an der Welle und den Lagern waren (noch) keine sichtbar.

Aber lt. Kawa-Teilekatalog gibt es den Stöpsel nicht einzeln, sondern nur mit Welle.

Zweiter Gedanke: Tausche ich eben die ganze Nockenwelle, hab ja noch eine da (siehe Foto). Aber passt nicht: Mit angezogenen Lagerböcken, rührt sich die Welle nicht mehr. Offenbar werden die Passungen im Kopf auf die Maße der Welle eingearbeitet? Am Ventilspiel liegt es definitiv nicht, die 0,05 Fühlerlehre lässt sich bequem zwischen Shim und Nocke schieben.

Dritter Gedanke: Zu der intakten Nockenwelle habe ich noch einen kompletten Kopf. Den habe ich vor einigen Jahren in Drochtersen gekauft :hallo:
:gruebel: Den Kopf zu tauschen habe ich aber nicht so die große Lust. Ich hoffe, dass ist verständlich :nixweiss: .

Habt Ihr das Problem schon mal gehabt; wie habt Ihr Euch geholfen?

Grüße ...!
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Re: Einlaßnocke im Eimer?

Beitrag von wernerz »

Also normalerweise muss man auch eine andere Nockenwelle einbauen können.
Dass ist seltsam, dass sich die andere Nockenwelle nicht bewegen läßt.
Gruß Werner
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Re: Einlaßnocke im Eimer?

Beitrag von Bäm »

Vermutlich wurden im Werk für richtiges Lagerspiel Wellendurchmesser und Lagersitze durch sinnvolles Zuordnen von Wellen zu Köpfen aufeinander angepasst. Großserie und Fertigungstoleranzen können da dann im Einzelfall schon mal zu klappernden oder klemmenden Wellen führen, wenn man da etwas paart, was nicht ganz passt...

Sind die Wellen bei der KLR wirklich deshalb hohl, damit sie als Kanal dienen, oder sind die aus Gewichtsgründen hohl und der Stöpsel soll nur dafür sorgen, dass sich darin kein Öl sammelt? Lässt sich daran erkennen, ob an den Lagerstellen Kanäle gebohrt sind... Dass die Stöpsel offenbar nur eingesteckt/eingepresst (und nicht formschlüssig am herausfallen gehindert) sind, spricht eigentlich eher gegen Öldruck IN der Nockenwelle.

Zum Problem: einen passenden Stöpsel drehen (lassen) und bei vorgewärmter Welle und gut gekühltem Stöpsel einkleben. Alternativ kannst du natürlich auch die Lagersitze der intakten Welle auf das Maß der entstöpselten schleifen (lassen) oder die Lagerböcke des Zylinderkopfes aufhonen (lassen). Was für dich davon den geringsten Aufwand verursacht, kannst du wahrscheinlich besser abwägen, als wir.
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Re: Einlaßnocke im Eimer?

Beitrag von haschek »

Wichtig ist, dass Du die Lagerböcke nicht vertauschst und das ganze nicht trocken ohne Öl oder Montagepaste zusammenbaust. Dann sollte, wie Werner schon sagte, die Welle Laufen.
Der stopfen ist für den Öldruck am Lager essenziell, das hast du richtig erkannt. Ich kann mir vorstellen, dass ein Motorenbauer etwas passendes vorrätig hat. Kein Grund, wegen so eines Pfennigartikels die Welle in die Tonne zu kloppen.
Aber wie kann sowas fliegen gehen? Hab ich noch nie gehört!
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Re: Einlaßnocke im Eimer?

Beitrag von Frapi »

Ja, ich hab auch erst mal gesucht, eh ich darauf kam, dass sich der Stöpsel verabschiedet hat. Ich habe keine Ahnung warum. Zu heiß gelaufen ist der Bock nicht (dann wäre auch zuerst wahrscheinlich die Ex-Welle grütze). Die KLR ist 98`Baujahr, ich habe sie vor zwei Jahren mit 17.000 auf der Uhr gekauft. Die Passflächen an der Nocke zum Stöpsel sind sauber, ich schätze, der wird nur eingepresst, nicht geklebt. War dann wohl die Passung nicht sauber gearbeitet :gruebel: .
Aber das ist ein guter Tipp, sich mal an eine Dreherei zu wenden. Ich glaube das mache ich. :gut:

Habt Dank!
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Re: Einlaßnocke im Eimer?

Beitrag von Chef »

Ein schönes Paradebeispiel dafür, warum man Nockenwellen in verschiedenen Köpfen nicht munter hin- und hertauscht!
Die werden ab Werk genau auf Maß gebohrt/geschliffen/geläppt/gedreht... wie auch immer.
Es passen immer nur die Nockenwellen zum dem Kopf, aus dem sie stammen.
Ja, jetzt werden welche sagen, das hab' ich schon dreimal so gemacht und das funktioniert heute noch... aber nur weil diejenigen Glück hatten, dass die Maße zufällig ähnlich waren, bzw. die Nockenwellen einen kleineren Durchmesser hatten, als die Lagerböcke/Lagerschalen.

In dem Fall scheint die "Ersatzkurbelwelle" einen deutlich gößeren Durchmesser zu haben als die Lagerböcke/Lagerschalen in dem montierten Kopf.
Schraubt man die Lagerschalen dann mit den 12 Nm fest - dreht sich im Zweifel gar nix mehr. Und das ist vollkommen logisch und für mich null überraschend.

Mir geht's aber wie haschek - das mit dem verlustigen Blindstopfen der NW hab' ich noch nie gehört. Vielleicht hat ja mal jemand die Nockenwelle beim Shim-Austausch fallenlassen oder sowas... natürlich der Vorbesitzer ;)

Entweder Du tauscht den ganzen Kopf samt dazugehöriger Nockenwellen (find' ich jetzt in dem Fall aber auch nicht notwendig) oder viel einfacher: den Blindstopfen ersetzen/lassen --> Motoreninstandsetzer/Metallbearbeiter etc.. So schwierig/teuer dürfte das nicht sein.

Und Glück im Unglück hattest Du auch, weil ich in dem Fall auch erwartet hätte, dass da früher oder später die Nockenwellenlager trocken laufen.
Vielleicht ist es aber erst vor kurzem passiert? :nixweiss:
Hauptsache die NW/-lager sind ok.

Bäm hat geschrieben: 21.01.2022, 17:00 ...
Sind die Wellen bei der KLR wirklich deshalb hohl, damit sie als Kanal dienen, oder sind die aus Gewichtsgründen hohl und der Stöpsel soll nur dafür sorgen, dass sich darin kein Öl sammelt? Lässt sich daran erkennen, ob an den Lagerstellen Kanäle gebohrt sind... Dass die Stöpsel offenbar nur eingesteckt/eingepresst (und nicht formschlüssig am herausfallen gehindert) sind, spricht eigentlich eher gegen Öldruck IN der Nockenwelle.
...
Ja.
Genau genommen wird durch die linke Lagerstelle Öl in die KWs "eingedrückt", dass durch die beiden KWs läuft und dann zur Schmierung der rechten Lagerstellen dient. Sonst würde sich mir das Funktionsprinzip nicht erklären, wozu die kleinen Löcher in der KW an den Lagerstellen sind.
Und daher sind auch die Blindstopfen wichtig, da sonst keine ausreichende Schmierung und ein Schaden vorprogrammiert ist.


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Re: Einlaßnocke im Eimer?

Beitrag von Chef »

Hab' da mal schnell Fotos gemacht, die das Funktionsprinzip der Ölschmierung an der Ex-Nockenwelle (hoffentlich) etwas verdeutlicht und dabei die NW so positioniert, dass man die Löcher auch sieht:
CIMG1.JPG
CIMG2.JPG

Gruß Chef
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Bäm
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Re: Einlaßnocke im Eimer?

Beitrag von Bäm »

Na dann, war das wohl eine zu schwache Presspassung und der Stopfen hat sich durch den Öldruck nach und nach herausarbeiten können. Umso mehr ein Grund, zur Sicherheit hochfest zu verkleben beim Einpressen.

Sieht das nur auf dem Bild so aus oder steht bei der C das Ventil der hintersten Nocke länger offen als bei der anderen Welle? Wurden die Steuerzeiten im Laufe der Jahrzehnte irgendwie mal verändert?
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Re: Einlaßnocke im Eimer?

Beitrag von Chef »

Nö, das täuscht auf dem Foto.


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wernerz
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Re: Einlaßnocke im Eimer?

Beitrag von wernerz »

Chef hat geschrieben: 21.01.2022, 18:10 Ein schönes Paradebeispiel dafür, warum man Nockenwellen in verschiedenen Köpfen nicht munter hin- und hertauscht!
Die werden ab Werk genau auf Maß gebohrt/geschliffen/geläppt/gedreht... wie auch immer.
Es passen immer nur die Nockenwellen zum dem Kopf, aus dem sie stammen.
Gruß Chef
Da muss ich widersprechen. Das ist mir komplett neu und widerspricht auch meiner Erfahrung.

a) Selbst Kawasaki schreibt im WHB der KLR 650, dass man die Nockenwellen tauschen kann.
Hier der Text aus dem Abschnitt Nockenwellenspiel:
- Wenn das Spiel an einer Stelle den Grenzwert überschreitet, ist die Nockenwelle zu erneuern und
das Spiel muss nochmals gemessen werden.
- Wenn das Spiel dann immer noch den Grenzwert überschreitet, muss der Zylinderkopf erneuert
werden.
b) War es in den 80er Jahren gang und gäbe Motoren über die Nockenwellen auf 27PS zu drosseln, gerade Suzuki hat das bei einer Menge Modelle gemacht. Da war es üblich, dass man sich die offenen Nockenwellen holte und die Kisten entdrosselte. Wie sollte das möglich sein, wenn die angeblich angepasst sind? Ich kenne einige Leute die erfolgreich und problemlos bei der EN 500 die Nockenwellen der GPZ 500 eingebaut haben, weil die GPZ 60PS hatte und die EN nur 50.
Im Cafe Racer Forum, die ja gerne alte 400er oder so für Umbauten Nutzen haben auch schon eine Menge Leute diese "Entdrosselung" bei alten Kisten durchgeführt.

Daher bleibe ich bei meiner Aussage, dass man Nockenwellen tauschen kann. :mrgreen:
Gruß Werner
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