E-Starter zieht trotz voller Batterie nicht voll durch

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E-Starter zieht trotz voller Batterie nicht voll durch

Beitrag von BlackFlag »

Guten Abend zusammen,

ich habe mich hier bei euch angemeldet, da ich mit einer KLR600 aus dem Jahr 1989 mit ~56000km nicht weiter komme.

Das Motorrad lief eigentlich nur an, wenn ich etwas Starthilfespray in die Öffnung des Luftfiltergehäuses gesprüht habe und dann den E-Starter betätigt habe. Der Motor nahm aber das Gas nicht ordentlich an und ein Leerlauf war nicht möglich. Es stellte sich heraus, dass der Motor nur noch 3,5bar Kompression hatte. Grund dafür waren die Einlassventile nicht dicht waren.

Jetzt ist der Motor mit neu eingeschliffenen Ventile wieder zusammengebaut, aber er lässt sich nicht starten. Folgendes Verhalten:
Batterie ist frisch geladen, ich betätige den E-Starter und man merkt (hört) sofort wie der Anlassermotor "nach der ersten Umdrehung" an Schwung verliert. So wie wenn die Batterie schwach wäre. Ich dachte mir dann, dass die Batterie kaputt sei und habe eine andere genommen, gleiches Verhalten.
Das verwunderte mich schon. Habe ich zu "kleine Batterien"? Naja das konnte ich schnell klären, ich habe die 12V Batterie aus einem Traktor ausgebaut und damit Starthilfe gegeben. Die sollte ja genügend Ampere liefern. Aber auch hier hatte ich das Gleiche Verhalten.

Meine erste Frage, ist der E-Starter bei dem Motorrad überhaupt brauchbar?
Ich weis von Husaberg Motorräder, die auch einen E-Starter haben, der aber auch nur das Motorrad schwerer macht und zum starten nicht brauchbar wäre.

Kann es sein dass der Anlassermotor hinüber ist? Kann ich den irgendwie messen oder überprüfen?

Fällt euch sonst noch was zu diesem Verhalten ein?

Vielen Dank euch schon mal und einen schönen Rest-Sonntag!
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haschek
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Re: E-Starter zieht trotz voller Batterie nicht voll durch

Beitrag von haschek »

Sind alle Anlaufscheiben der Zahnradkaskade vom E-Starter an ihrem Platz?
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BlackFlag
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Re: E-Starter zieht trotz voller Batterie nicht voll durch

Beitrag von BlackFlag »

Gute Frage. In dem Werkstatthandbuch das ich hier habe, sind leider nur Explosionszeichnungen ohne E-Starter drin.

Hat mir jemand zufällig eine Zeichnung oder kann mir sagen, wo die Scheiben sitzen sollen?

Sind da welche doppelt platziert um den Abstand einzustellen oder gehört auf jede Seite der Welle eine Scheibe und sind die gleich dick?

Vielen Dank.
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Re: E-Starter zieht trotz voller Batterie nicht voll durch

Beitrag von Chef »

Die Anlaufscheiben müssten alle 4 die gleichen sein. Jeweils einzeln verbaut.
Grundsätzlich ist der E-Starter der KLR unproblematisch und startet einwandfrei, also kein modellspezifisches Problemteil.

Hört sich fast so an, als arbeitet der Anlasser gegen die Kompression.

Der Dekompressionsmechanismus an der Auslassnockenwelle war aber ok?
Das Timing ist 100%ig richtig eingestellt?


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Re: E-Starter zieht trotz voller Batterie nicht voll durch

Beitrag von BlackFlag »

Danke, dann schaue ich nach ob beide Wellen auf jeder Seite eine Scheibe haben.

Am Dekompressionsmechanismus ist mir nichts aufgefallen. Ich kann den Motor auch von Hand durchdrehen.

Die Zeiten müssten stimmen, das Polrad auf T gedreht, die Pfeile auf den Nockenräder zeigen Richtung Auslass und sind zusammen mit den Strichen parallel zur Dichtfläche des Ventildeckels.

Kann ich den Dekompressionsmechanismus irgendwie testen?

Dankeschön.
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Re: E-Starter zieht trotz voller Batterie nicht voll durch

Beitrag von Chef »

BlackFlag hat geschrieben: 20.03.2023, 06:52 ...
Am Dekompressionsmechanismus ist mir nichts aufgefallen. Ich kann den Motor auch von Hand durchdrehen.

Die Zeiten müssten stimmen, das Polrad auf T gedreht, die Pfeile auf den Nockenräder zeigen Richtung Auslass und sind zusammen mit den Strichen parallel zur Dichtfläche des Ventildeckels.

Kann ich den Dekompressionsmechanismus irgendwie testen?

Dankeschön.
Dann müsste es aber passen. Scheint korrekt eingestellt.
Du kannst die "in Betrieb"-Stellung simulieren (also ohne Dekomprimierung), in dem Du ein Stück Schlauch o.ä. zwischen den Rückholmechanismus des KACR klemmst - aber das bringt Dir ja nichts bzw. geht der Test in die andere Richtung. Das war nur so eine Überlegung, ob beim Start, also wenig Umdrehungen, der Mechanismus schon "ausgefahren" wäre.
Denn ohne Deko tut sich der Anlasser natürlich schwerer.
Schau dir die Deko-Mechanik nochmal genau an, ob die Feder den Mechanismus wieder sauber in Ruhestellung zurückbringt.

Allerdings müsste sie trotzdem irgendwann ja mal anspringen :gruebel:

Habt ihr nach dem Ventileeinschleifen einen erneuten Kompressionstest gemacht?
Und habt ihr beim ersten überhaupt die Deko "ausser Betrieb" gesetzt?
Denn dann würden mich 3,5 bar Messergebnis nicht wundern.
Da könnte schon der "Fehler" liegen.

Bei 56tkm einer KLR 600 pfeift's auch gerne mal an den Kolbenringen vorbei (Thema Ovalverzug).

Schlussendlich kann natürlich der Anlasser schon auch einen weg haben. Aber 56tkm? - Eher ungewöhnlich. Ich hab' einen mit über 100tkm in Betrieb - der funktioniert einwandfrei - was aber auch nix heissen soll oder muss.

Zündfunke ist da?
Sprit kommt an (Zündkerze nass)?
Vergaser ok? Wurde der mal ultraschallgereinigt? Denn von der ursprünglichen Fehlerbeschreibungn her, hätte ich mal wieder auf verstopfte Düsen/Düsenstock getippt. Also eher ein Vergaserthema.


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Re: E-Starter zieht trotz voller Batterie nicht voll durch

Beitrag von BlackFlag »

Danke für die ausführliche Antwort.

Beim messen wurde der Mechanismus nicht außer Betrieb gesetzt, davon stand auch nichts im Werkstatthandbuch und der Mechanismus muss ja mal aufhören, sonst startet der Motor doch nie :gruebel:

Aber mal abgesehen davon, waren die Einlassventile so stark mit Ablagerungen verschmutzt, die konnten nicht mehr dichten. Es war auch keine Spur mehr von dem Dichtsitz zu sehen. Weder am Ventil noch am Sitz. Die Arbeit war auf jeden Fall notwendig.

Ich schaue mir den Mechanismus noch einmal genau an.

Also mit E-Starter kann die so nicht anspringen, so schnell wie der Anlasser an Umdrehungen nachlässt. Ich vermute, auch von den Geräuschen und dem Geruch, dass die mit zwei drei kräftigen Umdrehungen auch startet, aber genau die Kraft fehlt gerade einfach.

Ich weis jetzt halt nicht ob die davor so schön gedreht hat, weil die Ventile nicht dicht waren, oder ob etwas falsch zusammen gebaut wurde. Ich habe vermutlich am Mittwoch etwas Zeit dazu, dann melde ich mich wieder.

Achso, ja Funke ist da und Sprit kommt an. Ich kanns ja mal mit dem Kickstarter testen, allerdings muss ich zugeben, dass ich da etwas verwöhnt bin. Aber ja, Stiefel an, OT und dann kräftig mit Schwung :gut:
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Re: E-Starter zieht trotz voller Batterie nicht voll durch

Beitrag von haschek »

Mach lieber erstmal ohne Schwung und schließe aus, dass die Ursache mechanisch ist.
Kann natürlich sein, dass dem Anlasser der Strom zum durchziehen fehlt, weil der an irgendeiner rotten Kontaktstelle verglüht, aber dann würde der eigentlich gar nicht erst anlaufen und das Losbrechmoment überwinden.
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Re: E-Starter zieht trotz voller Batterie nicht voll durch

Beitrag von BlackFlag »

Guten Abend,

auch die peinlichen Fehler muss man zugeben. Die Anlaufschieben waren nicht richtig montiert. An dem Zahnrad, dass auf das Zahnrad hinter dem Polrad geht, waren auf einer Seite zwei Scheiben montiert. Habe das geändert und siehe da, der E-Starter dreht schön durch und das Motorrad lief auch relativ gut an :gut:

Habe sie dann warm laufen lassen, sie reagiert eigentlich schön auf den Gaswechsel, nur wenn ich das Gas mal kurz aufreiße haut sie eine Fehlzündung raus. Nun muss aber mal der Sitze und Co. drauf, dann mache ich erst mal eine Probefahrt.

Danke für eure Hilfe! :bia:
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